Maria Himmelfahrt auf der Jugendburg

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Vierter Tag: Montag , 15. August

Schreck am frühen Morgen: Der Briefkasten ist gähnend leer. Keine Süddeutsche Zeitung. Kurz bevor ich den saumseligen Zeitungsboten verfluche, mich besorgt frage, ist hat ihn die Corona-Virus erfasst, schießt mir durch den Kopf: Heute ist Maria Himmelfahrt, Feiertag in Bayern. Und schon gestaltet sich die frühmorgendliche Welt ein bisschen freundlicher. Das Foto dokumentiert das frühmorgendliche Szenerie auf dem Burghof. (Auch wenn in Bayern Feiertag ist, wäre natürlich auf der Neuerburg der übliche Arbeitstag.)

Welche Rolle spielt Maria auf der Neuerburg? Neuerdings wird an Lagerfeuern gern mal über Maria 2.0 diskutiert und die üblen Verwerfungen in der katholischen Kirchenhierarchie. Andere Traditionen wie das Schwarzbildchen oberhalb der Burganlage sind wesentlich älter. In einer gut 700-jährigen Eiche befindet sich eine Wallfahrstätte mit einer 46cm große Madonnafigur, einer Nachbildung der Altöttinger Madonna aus dem 17. Jahrhundert.

Die Geschichte, die sich darum rangt, ist romantisch: Ritter Kuno von Falkenstein hatte sich in ein Burgfräulein verliebt, musste fliehen und wurde von den Rivalen aus Vianden verfolgt. In letzter Sekunde betete er zur Gottesmutter und die zeigt ihn als Versteck einen hohlen Baum. Aus Dank für die Rettung aus höchster Not stiftete er die Madonna.

Viele Tafeln an der Wallfahrtsstätte bezeugen den Beistand von Maria. Kerzenrauch haben das Standbild fast schwarzgefärbt. Deshalb Schwarzbildchen. Unter der Regie von Heribert Graab, Burgkaplan der Jugendburg, führte uns verlässlich ein Abendlob zu dem Schwarzbildchen, vor dem Marienlieder gesungen wurden, die Heribert tief aus den Liedersammlungen hervorgezaubert hatte. Bisweilen illuminierten auch Fackeln den Gang. Wobei ich letzteres auch mit dem Burgtag verwechseln könnte.

Pater Heribert Graab SJ (auf dem Foto links) gehört zu den Charakterköpfen von Ora&Labora. Mit Akribie hat er Morgen- und Abendlob vorbereitet und hat sich über spirituell-musikalische Begleitung gefreut. Bereits zu seinen KSJ-Zeiten ist er auf der Neuerburg heimisch, gerade auch bei der Feier der Kar- und Ostertage. Das waren die Siebziger Jahre auf der Jugendburg.

Für die ersten Jahren von Ora&Labora bringt Heribert ein durchaus glaubwürdiges Alibi aus Göttingen bei. Aus dem Unruhestand heraus nutzte er dann seine Meisterschaft, um die Orawoche vorwärts zu bringen und Leute zu begeistern. Der Jesuit verwickelt alle Menschen gern in tiefschürfende Gespräche und hält sie vom Malochen ab. Er ist ein großer Freund ausgewählter Frechheiten.

Zu seinem Lieblingsrepertoire gehört das Instrumentarium der Raucherpause. Deshalb unternimmt er bisweilen kleine Exkursionen nach Luxembourg zum Kiosk und Tanke des Vertrauens. „Jetzt seid Ihr jüngeren dran“, formulierte er vor einigen Jahren. Seitdem kommt er zu Stippvisiten und inspiziert 24 Stunden lang die diversen Baustellen. Das besondere Vergnügen: Der Zuhörer-Status beim Abendlob und Morgengebet und die Raucherpausen.

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