Überland in der Eifel unterwegs – eine Annäherung an Ora & Labora

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Die Bahnlinie bei Urft ist nur noch eine Piste quer durch den Wald, vereinzelt finden sich Bagger im Wochenendmodus. Von Schotter oder gar von Schienen keine Spur. Bleibt nur der Überlandbus.

In Kall regnet es. Alle Reisende und sogar die drei Toutenräder passen irgendwie in den Überlandbus. „Fluchtweg muss aber bleiben“, krakelt der Busfahrer. Der ansonsten entspannt Kaugummi kauende Kutscher kachelt durch die Dörfer. 45 km/h! leuchtet ein Display auf. Ab und zu spuckt der Bus Reisende aus und nimmt eine Handvoll auf. Ein roter Eifel-Wanderbus aus dem Nationalpark kommt uns entgegen. Und natürlich die anderen Schienenersatzverkehr-Pendelbusse.

In Nettersheim sehen die Gleise noch unbeschädigt aus, aber wer weiß, wie das „Naturerlebnisdorf“ die Flutkatastrophe erlebt hat. Bei einigen Häusern entlang der Strecke sieht man noch deutliche Flutschäden und diverse Baustellen.

Witzig, die allermeisten Aussteigenden rufen dem Busfahrer: „Tschüss, schönen Tag!“ zu. Es regnet. Die Scheiben beschlagen.

Durchwachen würde ich die Aussichten für Ora & Labora nennen wollen. Wenig präpariert wie ich bin, habe ich mir keinerlei Gedanken über ein Schietwetter Ora gemacht. Aber noch sitze ich ja im trockenen Bus und tuckere im Zickzack durch die Südeifel. Außerdem: Kann es je schlechtes Wetter und eine miese Stimmung auf Ora & Labora geben?  In der Vulkaneifel, Stadtkyll, sagt der Regen plötzlich Tschüss, ohne sich förmlich zu verabschieden. Aber verabreden müssen wir uns mit ihm ja wirklich nicht auf der Burg.

Der Omnibus dreht so viele Schleifen, hoch auf die Hügel und runter ins Flusstal, durch Kurven und links-rechts-links Kombinationen, so dass keine generelle Richtung erkennbar ist, ohne eine maps-App anzuschmeißen. Bisweilen überqueren wir zwar gradliniger verlaufende, aber einsam vor sich hinrostende Bahnstrecken. Besonders beliebt: Die Schikane abwärts zu verlassenen Bahnhöfen. Der Bus fährt durch eine Menge Waldgebiete, vorbei an Hildes Futterhäuschen, an den Gerolsteiner Brunnen, an Biomilchtankstellen, ist durch Kreisel –  nun ja – gekreiselt,

Irgendwie entschleunigt die Fahrt ans Ende der Welt. Bis Gerolstein habe ich keine Ampel gesehen, (Entzugserscheinungen für Großstadtpflanzen), aber *zig Umleitungsschilder und kenne jetzt gefühlt jede Bahnhofsstraße. Wird Zeit, anzukommen. Funfact: Der letzte Hit vor Gerolstein aus dem leise dudelnden Radio: „jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt“. Geier Sturzflug. Da zwinkert die Sonne.

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