Der Kuss der Muse – Gregor Linßen erklärt, wie seine Musik entsteht

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Keine einfache Herausforderung für Komponisten.  „Meide das Böse und tu das Gute; suche Frieden und jage ihm nach!“ Der Psalm 35, Vers 15, ist das Motto des Internationalen Ministrantentages 2018 in Rom. Gregor Linßen hat daraus ein Mottolied gemacht. Wie das geht, konnten die ND’er bei der Musischen Werkwoche in Stapelfeld nachempfinden.

Die diesjährige Werkwoche dreht und wendet das Thema Muse – in aller Ruhe und mit wachgeküssten Einfallsreichtum.  Das Motto: „Von der Muse geküsst.“  Wer wäre da besser berufen, sich über Kreativität zu äußern, als ein Ingenieur der Sprachkunst und Melodieführung: Liedermacher, Komponist und Tonmeister Gregor Linßen.

Der „rheinisch-katholische Gospelsänger“ hat die sacro-popigen Welt von Peter Janssens und Wilhelm Willms einen neuen Dreh gegeben. Er gehört zur neusten Musiker-Generation des NGL – „Neuen Geistlichen Liedgutes“. Linßen setzt auf ausgefeilte Rhythmik, die sich an der Sprachmelodie orientiert. „Erst lesen, dann singen“, erklärt er. „Bitte nicht auf die Noten starren, das verwirrt nur“,  gibt er mit auf den Weg.

Das Lied zum Ministrantentag dient Linßen als Exempel für seinen Arbeitsstil. Schritt für Schritt führt der Sprach- und Tonkünstler die Werkwoche durch den Schaffensprozess.  „Merke:  Der Kuss der Muse ist kurz, der Rest ist kreative Arbeit“, meint Linßen.

Natürlich zerlegt der Profi den Psalm zunächst in seine Bestandteile. Das Böse zu meiden und das Gute zu tun – das fand weit weniger Anklang bei den Bundesgeschwistern als die Suche nach dem Frieden. Am interessantesten war aber das Motiv des Nachjagens. So ging es Linßen zunächst auch, bis eine Muse den rheinischen Gospelsänger küsste. Er verwandelte die biblischen Worte (in der deutschen Fassung): „Gott halte deinen Frieden auf, Gott, denn ich jage ihm nach.“

Musenküsse muss man nicht auf Anhieb verstehen.  Kurzes intellektuelles Intermezzo:  „Frieden aufhalten? Verstehe ich nicht“, schallt es aus dem Plenum zurück.  Es sei doch viel besser, Frieden zu schaffen.  „Ist Frieden ein Prozess oder doch ein Punkt?“ Dem göttlichen Frieden nachzu jagen ist für Linßen ein utopischen Motiv. Und Gott müsse beim Frieden auf die Bremse treten, damit wir ihn erreichen können.

Schnell leitet er  zum nächsten Arbeitsschritt über. Bei all seinen Kompositionen folgt der  Rhythmus der Sprachmelodie. Beim Rezitieren legt sich ein Geist der Harmonie über die aufgeregten Gemüter.  Linßen schwingt sich an den Flügel. Flugs jagen die ND’er  musisch beschwingt dem göttlichen Frieden nach.

Zum Silvesterabend wird das von Linßen gecoachte Orchester das Lied im Gottesdienst intonieren. Der Musenkuss vervielfältigt sich. Ein Gesamtkunstwerk, ausgelöst durch die Begegnung mit ’ner leichten Muse.

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