„Das Bildungsprofil des Verbandes verblasst“ – Offene Bestandsaufnahme von Klaus Neumann

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Die Mail an die Mitstreiter und Freunde des Pädagogen-Ak schiebe ich schon einige Tage vor mich her. Einerseits war ich mit dienstlichen Terminen ziemlich eingedeckt, andererseits macht es auch keinen Spaß, eine Art Abgesang anzustimmen. Insofern bitte ich für die Verzögerung um Verständnis. Eigentlich muss ich mich gleich zu Beginn korrigieren und das Attribut „ehemalig“ in die Anrede einsetzen, denn in der bekannten Form wird es den Ak leider wohl nicht mehr geben.

Was ist geschehen? Wir mussten in direkter Folge die zweite Veranstaltung mangels Interesse aus dem Verband leider absagen; Gäste von außen waren auch sehr rar, sodass wir weit von der benötigten Mindestanzahl gelandet sind. Es tut mir leid, dass offenbar nicht alle Angemeldeten von der Absage direkt informiert worden sind; die Geschäftsstelle hat wohl bedauerlicherweise die Online-Anmeldungen übersehen. Diese Panne ist ärgerlich, dürfte aber an der Richtigkeit der Absage letztlich nichts ändern. Sofern ihr schon Sparpreise gebucht hattet, wendet euch bitte an die Geschäftsstelle zur Klärung.

Ich habe nach der Absage aufmunternde Mails von Hans Adolf Hammerman und Claudia Lücking bekommen. Sie bedauern die Entwicklung sehr, eine Lösung haben sie allerdings auch nicht. Dies kann auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht erwartet werden, weil sich der Verband gerade neu aufstellen muss. Es tröstet wenig, dass auch andere ND-Veranstaltungen abgesagt werden mussten.

Pädagogische Fragen stark im Schwinden begriffen

Als ich die Ak-Leitung von Hermann-Josef Tölle übernahm, war das Interesse der Bundesgeschwister an pädagogischen Fragen bereits stark im Schwinden begriffen. Viele Lehrer im Verband waren im Rentenalter angekommen und zeigten kaum noch Interesse, sich aktiv mit pädagogischen Fragen auseinanderzusetzen. Hermann-Josef sah die Zukunft des Aks skeptisch.

Für den Kongress Halle II hatte Joe Menze die Idee eines Pädagogenstammtisches, der durchaus wahrgenommen wurde. Es gab nette Gespräche und Interesse, aber keine nachhaltigen Bewegung sich zu engagieren. Einzig Peter Brauses Initiative, über eine Kopplung unserer Tagungen mit der Lehrerfortbildung in Sachsen-Anhalt neue Teilnehmer zu gewinnen, brachte zunächst einen kleinen Erfolg. Die Themen wurden mit Blick auf die Anforderungen des Landes Sachsen-Anhalt praxisbezogener, waren aber immer offen genug, um im Prinzip auch andere Zielgruppen im Verband zu erreichen. Der Teilnehmerkreis wuchs wieder etwas, doch konnten wir keine neuen Mitglieder gewinnen. Ein gewisser, von Peter und mir vermuteter Mitnahmeeffekt schlug voll durch, als die Tagung wieder aus dem Fortbildungsportfolio des Bistums Magdeburg herausgenommen werden musste: die Teilnehmerzahlen brachen ein. Daran änderten auch Versuche nichts, den Ak stärker in den Neuen Bundesländern zu verorten. Letztlich war die Basis an Teilnehmern zu gering und man kann beim besten Willen nicht erwarten, dass alle sich gleichermaßen für die Themen interessieren und dann auch noch lückenlos kommen. Das ist eine Überforderung.

Zur Erinnerung folgt nun eine kleine Themenübersicht. Ich habe von allen Veranstaltungen mehr oder weniger gute Fotos. Wer also Interesse hat, melde sich bitte. Am besten gefällt mir persönlich die „Sockenparade“ von der Tagung 2009 im Kloster Drübeck. Kerstin Gergla aus Magdeburg hatte dort erstmals Entspannungsübungen angeboten. Aus den Bildern könnte man ein interessantes wie amüsantes Suchspiel machen 🙂

  • 2007: Marchthaler Plan
  • 2008: Kommunikationstraining I
  • 2009: Kommunikationstraining II
  • 2010: Wertschätzung; Pater Siebner SJ sagt ab, die mit einem Unterpunkt eingeplante KSJ übernimmt mit großem Erfolg das gesamte Wochenende
  • 2011: Burn Out-Prophylaxe I
  • 2012: Burn Out-Prophylaxe II abgesagt
  • 2013: Burn Out-Prophylaxe II
  • 2014: Inklusion
  • 2015: Wiederaufnahme des Themas mit Pater Siebner von 2010; musste leider abgesagt werden
  • 2016: Integration; musste leider abgesagt werden

Alle Themen wurden gemeinschaftlich von den Teilnehmenden im voraus festgelegt. Die Feedbacks zu den Veranstaltungen waren durchweg positiv. Einziger wirklicher Diskussionspunkt war der Tagungsort. Gehrden ging nicht mehr (Hotelbau), der Wohldenberg lag etwas zu abseits und wollte uns wohl auch nicht mehr (warum auch immer), Helmstedt schien sich zu etablieren. Bad Kösen 2010 war ein Flop, konnte also nicht in der Praxis ausprobiert werden.

Hans Adolf Hammermann beschreibt in seiner Mail an mich die Zeit der Tagungen im Westerwald. Das waren wirklich große Veranstaltungen, zu denen Familien mit Kindern aufbrachen. Auch Kea und ich haben den Ak dort kennengelernt und uns trotz der weiten Fahrt von Halle gerne auf den Weg gemacht. Ohne Navi war es durchaus ein Abenteuer, in der Dunkelheit das Ziel rechtzeitig vor dem Abendessen zu finden 🙂

Bildung verändert – aber das Bildungsprofil verblasst

Der Kongress Halle I brachte das Thema Bildung ganz groß heraus, der Ak hat diesem Kongress seinen Stempel aufgedrückt, was auch daran lag, dass die Hallenser, zu denen Kea und ich damals noch gehörten, durchweg Lehrerinnen und Lehrer waren. Der Kongress tanzte nicht nur, sondern verabschiedete ein Bildungspapier, das in einer lebhaften Debatte in der Händel-Halle erarbeitet wurde. Thomas Quecke und Kurt Schané waren die Helden des Tages! Der „Tag des Unnützen Lernens“, in der Programmkommission heftig umstritten, war das Highlight des Kongresses schlechthin. Er stand Pate für ein neues Programmformat: Akademische Vorträge sollten durch Praxisanteile ergänzt werden, um so neue thematische Zugänge zu eröffnen. Letztlich gab es auch die Intention, über neue Formen die Generationen auf dem Kongress neu miteinander ins Gespräch zu bringen. Insofern hat der Ak zu dieser erfolgreichen Neuausrichtung der Kongresse mit beigetragen! Leider blieben die thematischen Anstrengungen in Halle I ein Strohfeuer, die Karawane zog weiter und widmete sich anderen Themen.

Ich sah und sehe darin einen Fehler, weil sich der Verband der Möglichkeit beraubt(e), sich intensiver mit einer Frage auseinanderzusetzen, um so sein Profil in der Öffentlichkeit zu schärfen. Unvergessen sind die Forderungen aus dem Verband an mich (in der Rolle des Leiters der Programmkommission), die Öffentlichkeitsarbeit bei den Kongressen zu intensivieren. Joe Menze und Peter Brause brachten es in Fellbach in einer Kongressveranstaltung zum Profil des Verbandes auf den Punkt: worüber, Bitteschön, soll denn die Presse berichten? Ein Kongress unter vielen ist in größeren Städten keine Hauptmeldung wert, der „Tag des unnützen Lernens“ indes hatte es bis ins MDR-Fernsehen gebracht! Wo ist also das Profil? Die warnenden Stimmen blieben ungehört, auch ich konnte mich damals in der Leitung nicht mit dem Anliegen durchsetzen, thematisch einen längeren Atem zu haben.

Das einst zurecht hoch gelobte Bildungsprofil des Verbandes ist in den letzten Jahren leider immer weiter verblasst. Es kommt hinzu, dass der „Hirschberg“ in letzter Zeit sich kaum mit im weitesten Sinn pädagogischen Fragen beschäftigt hat. Mehr noch: das Heft zur Inklusion wurde erstellt, ohne an den Ak heranzutreten.

Im letzten Jahr hatte ich im kleineren Kreis angekündigt, 2016 mein Amt als Ak-Leiter niederzulegen. Knapp 10 Jahre erschienen mir genug, ich wollte den Eindruck vermeiden, als betrachte ich den Ak als eine Art Erbhof. Zudem wären auch neue Ideen gut, so dachte ich. Schade, dass dies nun mit dem vorläufigen Ende des Ak zusammenfällt. Ich habe die Arbeit gerne gemacht und bin dankbar über die vielen Begegnungen an den Ak-Wochenenden und darüber hinaus! Die Leitung startet gerade eine Initiative, den Verband angesichts der schwindenden Kräfte neu zu formieren.Ob dies gelingt, liegt auch an uns. Die Erinnerung an alten Glanz ist legitim, allerdings hilft das für die Gegenwart und Zukunft nur bedingt. Es wäre also gut, wenn sich Menschen weiterhin für den ND und auch für den Ak engagieren!

Dies ist ein kleiner Rückblick und eine offene Bestandsaufnahme zugleich. Etwas wehmütig ist mir schon zumute, ich bin aber zuversichtlich, dass sich Neues entwickeln kann.

In diesem Sinne viele Grüße aus Hildesheim – und vielen Dank!

Klaus Neumann

Redaktioneller Hinweis: Klaus hat die Mail an die Teilnehmenden der letzten Ak-Tagungen verschickt und den Text für den ND-Blog freigegeben. 

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