Zukunft ist keine Frage des Alters

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Gedanken zur Zukunft des ND als Verband und meiner eigenen Zukunft im ND

Stuttgart, den 8. Janaur 2017: Ich bin 82 Jahre alt, Mitglied im ND seit 1950. Ich verdanke dem ND wichtige Impulse in meiner Entwicklung. In der jüngeren Gegenwart beobachte ich, dass „Entwicklungen“ im ND vor allem durch Bewahren-wollen gekennzeichnet sind. Mir ist deutlich geworden, dass ich für mich klären will, ob ich noch weiter Mitglied im ND sein kann. Dazu die folgenden Überlegungen.

Ich bin überzeugt, dass der ND unter dem Leitwort CHRISTSEIN.HEUTE eine wichtige Gemeinschaft in unserer Kirche und Gesellschaft sein könnte. Als Voraussetzung, auch jün-gere Menschen ansprechen zu können, vermisse ich in den gegenwärtigen Bemühungen wichtige Grundhaltungen und Impulse. Einige möchte ich benennen. (Die Reihenfolge beinhaltet keine Wertung.)

  1. Zukunft des ND für die jungen Mitglieder gestalten
    Von den Ergebnissen des jetzigen Entwicklungsprozesses erwarte ich, dass diese vorrangig von den Bedürfnissen und Möglichkeiten einer jungen Generation geprägt sind. Die Gestaltung der Spannung zwischen den Generationen und der pflegliche Umgang mit Traditionen und Senioren wird ausdrücklich als Aufgabe für Jung und Alt genannt.
  1. Vielfältig, kritisch, selbstorganisiert – der Stil im Miteinander ist attraktiv
    Ich erwarte, dass die Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit verstärkt werden und dadurch eine Vielzahl von Möglichkeiten eröffnet wird, Mitglied im ND sein zu können. Nebeneinander können aus meiner Sicht sehr unterschiedliche „Gesellungsformen“ „Heimat“ im ND finden: traditionelle Gruppen mit Programm und regelmäßigen Treffen, Seniorengruppen, Projektgruppen mit klarem Auftrag und zeitlicher Begrenzung, Studientagungen zu den unterschiedlichsten Themen, Familientreffen für eine definierte und verbindliche Zielgruppe, Veteranen bzw. Jubiläumstreffen aus gegebenen Anlässen, ND-Kongresse wie bisher, Arbeitskreise mit einem klaren Auftrag und einem klaren zeitlichen Rahmen, das Projekt Firmung im Rahmen des ND-Kongresses, Raum für „Einzelmitglieder“….

Auf Grund dieser sich schon abzeichnenden Entwicklung wird die Organisation und die demokratische Repräsentanz der Mitglieder stark an Ideen von Selbstorganisation und Netzwerken orientiert, aktiv entwickelt und gefördert. Reflexion und kritische Auseinandersetzung bestimmen den Stil.

In jeder Zusammenkunft (kurze Teamsitzung bis Tagung) wird durch Arbeitsstil, Rückbindung an Glaube und Kirche, Gebet und Gottesdienst ….. (vor-)gelebt, wie CHRISTSEIN.HEUTE aussieht und sich anfühlt.

Leitung erfolgt grundsätzlich im Team. Die Aufgaben der Beteiligten werden nach innen und außen kommuniziert.

Ich erwarte im Sinne von 1Petr.3,15 („gebt Rechenschaft…) dass durch den Stil der Zusammenkünfte die Gemeinschaft ohne Werbemaßnahmen attraktiv wird: „seht, wie sie einander lieben“ ….

  1. Beteiligung als tragendes Prinzip
    Ich erwarte, dass Aktivitäten und Entwicklung vor allem ehrenamtlich verantwortet werden. Hauptamtliche Leitung und Begleitung nur in begründeten (Ausnahme-) Fällen. Methoden und Formen für Beteiligung werden vorrangig entwickelt und gefördert.
    Leitung und Entwicklung findet von unten nach oben statt.
  1. Hirschberg nur als internes Verbandsorgan
    Der Hirschberg wird zu einem internen Organ entwickelt, von einem Team verantwortet und über den Mitgliedsbeitrag finanziert. Die Anzahl der jährlichen Hefte wird entwickelt und deutlich begrenzt. Um unterschiedlichsten Interessen im ND Heimat zu geben, werden unterschiedliche Zeitschriften, Literatur und Quellentexte etc. bekannt gemacht.
  1. Finanzen
    Ein verantwortungsvoller Umgang mit Finanzen ist bereits in Arbeit.
    (Einer künftigen Generation, die noch aktiv in Beruf und Familie steht, möchte ich keine finanziellen Lasten zumuten, die aus der Vergangenheit resultieren. Aus meiner Sicht sind dazu Schritte notwendig, die weh tun.)
  1. Name und Logo müssen für sich sprechen
    CHRISTSEIN.HEUTE wird inhaltlich gefüllt. Es wird ein Name und ein Logo entwickelt, die für sich sprechen. (Vgl. dazu die Pastoralkonstitution des Vat. II: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung … der Jünger Christi.“ Noch kürzer sagen das die Kirchenväter: „Das Fleisch ist das Eingangstor zum Heil“)
  1. Moderne Methoden zu Konfliktlösung und Kommunikation
    CHISTSEIN.HEUTE erfordert für mich, dass die Erkenntnisse der Humanwissenschaften z.B. im Blick auf den Umgang mit Konflikten, auf die Gestaltung von Kommunikation ….. zur Kenntnis genommen und angewandt werden. (Hinweis: 1Petr. 3.15: unser Glauben ist an unserem Handeln abzulesen.)
    Ein hervorragendes Beispiel liefert der letzt Rat: Mit knapp 50.% wurden für den weiteren Prozess (aus Termingründen berechtigt!!) Zukunftswerkstätten abgelehnt und statt dessen eine Plattform zur Beteiligung beschlossen. Eine solche umzusetzen hätte innerhalb einer Woche erledigt sein können. Damit hätte der Entwicklungsprozess eine andere Gangart (zeitlich und inhaltlich) bekommen.
  1. Firmung im ND stärken und nach außen tragen
    Aus der Sicht von Eltern und Jugendlichen finde ich die Entwicklung von Firmungen auf den Kongressen und die Organisation der Fortsetzung in der JugeND als völlig konsequent und mit Blick auf den unverantwortlichen Stil in sehr vielen Gemeinden konsequent.
    Gefehlt hat mir, dass der ND in dieser Sache (und zu anderen Themen) kirchenpolitisch tätig wurde.
  1. Echte Kooperation mit der KSJ
    Ich erwarte im Blick auf die Gewinnung von „Nachwuchs“ für den ND eine deutlichere Kooperation mit der KSJ.
  1. Stärkere Impulse für die Verbandsentwicklung durch externen Moderator
    Über den Moderator der letzen Ratssitzung und den Begleiter des Entwicklungsprozesses bin ich im höchsten Maß verwundert: Einer Gemeinschaft, die überaltert ist, keine Erfahrungen mit Entwicklungsprozessen hat und deshalb verständlicherweise eher auf Bewahren eingestellt ist, müsste man von außen deutlichere Impulse geben und dabei den eigenen Auftrag riskieren. An der bisherigen Vorgehensweise kann ich derartige Impulse nicht ablesen.

von Franz Eberhardinger

Anmerkung des Autors:
Zum Verstehen meiner Überlegungen stelle ich, soweit erwünscht, gerne drei Arbeitspapiere zur Verfügung:

  • Leiten im Team
  • Zum Konzept von Organisationsentwicklung
  • Die Früchte der Humanwissenschaften ernten!

 

Anmerkung 1 der Redaktion:
Bei Interesse an den Arbeitspapieren von Franz Eberhardinger bitte eine Email senden an: info@nd-blog.de Wir leiten diese dann an Franz weiter.

Anmerkung 2 der Redaktion:
Franz Eberhardinger hat diesen Text zwar bereits im Januar verfasst, er ist aber weiterhin top aktuell.

 

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