Für eine vielfältige Kirche – Junge ND’erInnen solidarisch mit der KHG Köln

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

Gerade unter den jüngeren Bundesgeschwistern ist der Ärger und das Unverständnis über die Zensur der KHG-Website und den arbeitsrechtlichen Druck auf die KHG-Mitarbeitenden groß. Auf Initiative von Tim Neumann und dem Ak Jugend erklären – zum jetzigen Zeitpunkt – mehr als 70 Unterschreibende:  

Als ND‘erinnen und ND‘er unterstützen wir das Positionspapier der KHG Köln: Wir identifizieren uns mit der dargestellten Position und setzen uns für eine vielfältige Kirche ein. Außerdem stehen wir solidarisch an der Seite der KHG Köln und positionieren uns gegen den arbeitsrechtlichen Druck auf das KHG-Team und die Zensur der KHG-Webseite.

Zum Hintergrund:

Im Konflikt um ein Positionspapier der KHG hat das Erzbistum Köln die Teamleitung der KHG übernommen und die Webseite der KHG zeitweise stillgelegt.

im Mai 2019 hatte das Hauptamtlichenteam der KHG in dem Positionspapier „Wir wollen glaubwürdig bleiben“ unter anderem gegen eine Unantastbarkeit amtskirchlicher Deutungshoheit, gegen eine Engführung kirchlicher Sexualmoral, gegen eine religiöse Aufladung von Macht und gegen eine mangelnde Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung positioniert.

Ihre Intention: „Um authentisch und transparent zu bleiben, haben wir uns daher entschieden, unsere Position öffentlich klar darzustellen.“ Im folgenden findet Ihr den Text des Positionspapiers.

Wir wollen glaubwürdig bleiben.

Das Positionspapier der KHG

Wir arbeiten täglich mit jungen Menschen zusammen. Diese kommen aus den unterschiedlichsten Kontexten: unterschiedliche biografische Lebenswege, sexuelle Orientierungen, Bildungshintergründe und Glaubensrichtungen. Diese Vielfalt empfinden wir als bereichernd.

In unserer Arbeit erleben wir, dass es bei vielen jungen Menschen nach wie vor das Bedürfnis nach Spiritualität und Glauben, nach Gemeinschaft, nach einem vorurteilsfreien Beisammensein, nach Orientierungsangeboten und Lebenshilfe gibt. Diese Dinge werden jedoch immer weniger im Kontext der katholischen Kirche gesucht.

Wir begegnen auch immer wieder Studierenden, die unser KHG-Zentrum noch nicht kennen. Sobald wir erzählen, dass dahinter eine Einrichtung der katholischen Kirche steht (Katholische Hochschulgemeinde), ist oft zu sehen, wie sich beim Gegenüber Skepsis bis hin zu aggressiver Ablehnung zeigen.

Selbst diejenigen, die sich der Kirche noch zugehörig fühlen und am christlichen Glauben interessiert sind, haben zunehmend Schwierigkeiten, sich noch mit ihr zu identifizieren: Zu groß ist für viele der Abstand zwischen eigenen Überzeugungen und Lebensführungen zu den Lehren der katholischen Kirche, wenn es um Zölibat, die strukturelle Benachteiligung der Frau, die Ein-stellung zur Homosexualität und vieles mehr geht.

Die Missbrauchsfälle haben den Graben zwischen der Institution Kirche und den Menschen drastisch verbreitert und die Bereitschaft, sich mit ihr zuidentifizieren, nachhaltig erschüttert. Als hauptamtliche MitarbeiterInnen der KHG kennen wir die inneren Konflikte, die viele verspüren, wenn es um die Frage geht, wie sich die katholische Kirche aufstellt. Auch für uns selbst werden diese Konflikte immer größer.

Das Bild der katholischen Kirche ist nach außen hin überwiegend durch Amtsträger bestimmt: von Vertretern auf weltkirchlicher Ebene (darunter Papst Franziskus oder Joseph Ratzinger), der Bischofskonferenz, dem Bistum oder Leitern kirchlicher Ausbildungsstätten. Wir finden es unerträglich wie rückständig und vermeidend sich bestimmte Angehörige dieser Personenkreise öffentlich äußern bzw. verhalten –und dabei immer wieder Menschen verletzen.

Um authentisch und transparent zu bleiben, haben wir uns daher entschieden, unsere Position öffentlich klar darzustellen.

Gegen eine Unantastbarkeit amtskirchlicher Deutungshoheit

  • für eine Sicherung der Wissenschafts- und Forschungsfreiheit der Theologie
  • für ein Annehmen unterschiedlicher Lebens- und Glaubenswege der Menschen
  • für eine partizipative Form des Kirchseins statt einer Überhöhung der priesterlichen Lebensform
  • für eine strukturelle Gleichstellung der Frauen durch Zulassung zu den Ämtern
  • für eine Betonung christlicher Gemeinsamkeiten statt konfessioneller Trennung

Gegen eine Engführung kirchlicher Sexualmoral

  • für die Anerkennung von Sexualität als wichtiger Faktor von Identität (auch für Priester)
  • für das Eingeständnis eines kausalen Zusammenhangs zwischen Zölibat und unterdrückter Sexualität, die Missbrauch begünstigt
  • für ein Ende der Verurteilung von gelebter Sexualität durch zölibatär lebende Männer
  • für eine wertschätzende Haltung und Anerkennung gegenüber Beziehungen von homo-sexuellen und heterosexuellen Paaren

Gegen eine religiöse Aufladung von Macht

  • für ein Bewusstmachen und Aufdecken von Machtmissbrauch, sexuellem Missbrauch und geistlichem Missbrauch unter dem Vorrang des Opferschutzes sowie transparenter Umgang mit Maßnahmen der Aufklärung und Prävention
  • für einen konsequenten Rücktritt von Verantwortlichen, die Täter gedeckt und geschützt haben
  • für eine fristlose Entlassung erwiesener Täter

Gegen eine mangelnde Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung

  • für den Einsatz zur Wahrung der Schöpfung und des Friedens
  • für eine klare Positionierung gegen Rassismus, Sexismus und Populismus
  • für den Einsatz für die Armen und Benachteiligten

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