Aufbruch: Das Weizenkorn muss sterben

Der Inhalt dieses Beitrages entspricht der persönlichen Meinung des Autors.

AufbruchsGedanken von Gabriele Freiwald

Für den 5. Fastensonntag letzte Woche hatte ich den Familien-Zoom-Gottesdienst unserer Gemeinde vorbereitet und mich leider erst Mitte der Woche mit den Texten des Sonntags beschäftigt. So war es schon ein bisschen spät, um verschiedene Stadien von gekeimten Weizen für den Sonntag vorzubereiten. Im Küchenschrank fand sich aber noch ein Rest Weizen.

Und da ich mal gehört hatte, dass man am Palmsonntag noch für ein Ostergärtchen aussäen kann, dachte ich, ich könnte wenigstens am Sonntag ein paar Keime zeigen. So wurde der Weizen auf Watte ausgebracht, gewässert und ans Fenster gestellt. Bis Sonntag tat sich – nichts. Ganz schön hart die Schale von so einem Weizenkorn. Die muss ja erstmal „aufbrechen“, kaputt gehen, bevor sich neues Leben zeigen kann.

Naja, der Gottesdienst war trotzdem schön (zum Glück kann man bei so einem zoom-Gottesdienst ja schöne Bilder aus dem Internet zeigen, wie sich so eine Weizenpflanze entwickelt), und zum Schluss haben alle Teilnehmer (neu gekauften) Weizen gesät.

Am Montag schien sich dann bei meinem Weizen doch etwas zu tun. An einem Korn brach die Schale auf, und ein winziger Keim erschien – hurra, man braucht also einfach nur Geduld (ich hatte den Kindern ja immerhin ein Ostergärtchen versprochen und ein bisschen Sorge, dass sie enttäuscht werden könnten). Doch der im Gottesdienst gesäte (neue) Weizen hat den anderen dann schnell überholt, fast alle Körner sind „aufgebrochen“, Mitte der Woche gab es schon viele grüne Triebe – neues Leben.

Aufbruch – braucht manchmal Zeit, kann schmerzhaft sein, es gibt altes, was man besser entsorgt, als es zu säen und Energie in die Pflege zu stecken, da es zu verhärtet ist, um noch aufzubrechen. Oder lohnt es sich doch? Reichen Geduld und ausdauerndes Gießen? Dranbleiben oder einfach nochmal andere Körner probieren? Die alten Körner zu Mehl mahlen? In welcher harten Schale verbirgt sich ein wertvoller Keim? Das sind Fragen, die ich mir und viele von uns sich wohl im Moment in Bezug auf unsere Kirche stellen.

Mein Experiment läuft noch. Aber irgendwann werde ich den Platz auf der Fensterbank für die Aussaat von Salat oder Mangold brauchen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

neun + 1 =

NETZWERK

ND - Christsein.heute

Der ND – Christsein.heute ist ein akademisch geprägter katholischer Verband mit 100-jähriger Tradition und einer Verbreitung im ganzen Bundesgebiet.