In der Nachkonzilszeit hat die Kirche in Deutschland mit der Gemeinsamen Synode eine gute Erfahrung gemacht. Es war gelungen, die wichtigen Themen im Miteinander, auf Augenhöhe zu besprechen und in guten Verfahren zu gemeinsamen Positionen zu kommen.
In einem Forschungsprojekt mit Theologen aus Deutschland, Schweiz, Österreich und Niederlande haben wir in den vergangenen Monaten alle noch lebenden Zeitzeugen der nachkonziliaren Nationalsynoden im deutschsprachigen Bereich befragen lassen. Viele erinnern sich der guten Gesprächsatmosphäre.
Papst Paul VI. hat als kommunikatives Projekt auf Weltkirchenebene die Bischofssynoden eingerichtet. Sie sollten die Dynamik des Konzils fortführen, haben sich jedoch meist in Verfahrenswegen und zentralistischen Bestrebungen selbst gelähmt. Erst das entschiedene Eingreifen von Papst Franziskus hat hier eine neue Dynamik mit entsprechender Kommunikations- und Streitkultur eröffnet.
Die weltkirchliche Kommunikation verdeutlicht auch die Differenzen in kulturellen und moralischen Bewertungen auf dem ganzen Weltkreis. Nicht nur „konservativ – progressiv“ macht die klassische Spannung aus, sondern vielfältige kulturelle Differenzen.
Auch die Bischofssynode ringt darum, möglichst einhellige Entscheidungen zu erreichen, sie wird sicher nicht Plattform für Politisierungen und Spaltungen werden.Mehrheitsprinzip ist nicht alles
Demokratie lebt von Mehrheitsentscheidungen, die durch Koalitionen und Kompromisse erreicht werden. Dieses Aushandeln politischer Maßnahmen entspricht nicht den Entscheidungen in existentiellen Fragen des Glaubens und Lebens.
Vielmehr kommt es darauf an, weitgehend eines Geistes zu werden und in diesem Geist zu differenzierten Empfehlungen und Regelungen zu kommen. Es kann nicht sein, dass der Ausschluss bestimmter Richtungen die Kirche Jesu Christi, der die Einheit ist, beherrscht.
Synodal in diesem Sinne heißt daher, keinen auf dem Weg zu verlieren, dennoch dem Ziel entgegen zu gehen und nicht stehen zu bleiben. Zugleich muss es jedoch – anders als im Gesprächsprozess der DBK – zu gemeinsamen (!!!) Entschlüssen der Versammelten kommen, die schon dadurch ein Eigengewicht für den weltkirchlichen Dialog haben.
Bbr. Prof. Dr. Richard Hartmann ist Professor für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät Fulda und Vorsitzender der Konferenz der deutschsprachigen Pastoraltheologen und Pastoraltheologinnen e.V.
Erstveröffentlichung in
Hirschberg 02/2015, S. 123-125.
„Gemeinsamer Weg bedeutet eine Bewegung im Mit-einander und auf Augenhöhe.“
Richard Hartmann